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Sechs Tipps für bessere Schwarz-Weiß-Aufnahmen

By Lars - 6 min read

Erweckt monochrome Fotos zum Leben, indem Ihr folgende Regeln einhaltet – und eine davon brecht.

Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind nicht nur ganz normale Fotos, in denen die Farbe fehlt. Sie haben ihre eigenen Regeln und es ist nicht so leicht, wie es klingt, sie aufzunehmen! Wenn Ihr nicht aufpasst, dann sehen eure Bilder so uninteressant und langweilig aus wie die Welt an einem trüben Wintertag. Damit euch das sicher nicht passiert, haben wir diese Anleitung zusammengestellt, mit der man bessere Schwarz-Weiß-Aufnahmen machen kann.

1. Anders betrachtet

Tolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu machen bedeutet zu allererst Disziplin für den Geist und für das Auge. Der vor kurzem verstorbene Kunstkritiker John Berger bestand darauf, dass die Art und Weise, mit der wir sehen, direkt auch einen Einfluss darauf hat, wie wir unsere Umgebung verstehen. Für ihn war das Sehen keine neutrale Tätigkeit, sonder eine, die unmittelbar von unserem Wissen gesteuert wird. Wenn man Schwarz-Weiß-Aufnahmen macht, muss man aktiv sehen und Motive finden, bei denen die Farbe keine Rolle spielt.

Bei einem guten Schwarz-Weiß-Foto vermisst man nichts. Das Fehlen von Farben wird ausgeglichen durch Kontraste oder Tiefe: Der Unterschied zwischen schwarzen und weißen Teilen eines Bildes ist weitaus stärker, wenn es keine Farben gibt, die die Aufmerksamkeit des Betrachters ablenken. Schwarz und Weiß kann auch Strukturen zum Vorschein bringen und die Aufmerksamkeit auf Muster lenken, die sich in einem Foto verbergen.

Das bedeutet nicht, dass Ihr in Schwarz und Weiß fotografieren müsst. Ihr könnt genauso gut erst einmal in Farbe fotografieren und die Aufnahme mit einem Foto-Editor entsättigen, indem Ihr später einen Filter einsetzt: Auf der App von EyeEm haben wir fünf verschiedene Filter für euch. Davon verstärken einige den Kontrast, andere lassen eure Fotos wunderbar verblassen. Aber egal welche auch immer Ihr verwendet, wichtig ist es, die Funktionen auszuwählen, die gut aussehen, wenn die Farbe weg ist.

Rear view of person using mobile phone

2. Sucht Kontraste aus

Side view of man using mobile phone at tempelhof airport
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Farbaufnahmen machen viele Fotografen gerne morgens oder abends, wenn das Licht weich ist und gefällige Farbtöne in Orange oder Blau entstehen. Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen werden diese Farben nicht nur herausgezogen, sondern zufällig sehen monochrome Aufnahmen sogar ganz besonders gut aus im empfindlichen Licht der Mittagssonne.

Das scharfe Licht verursacht dunkle Schatten und beleuchtet ganz andere Teile des Bildes. Versucht, eure Fotos genau da zu machen, wo diese beiden Bereiche zusammen kommen: Geometrische Stadtlandschaften, Silhouetten gegen den hellen Himmel, oder Portraitaufnahmen, bei denen die Gesichtszüge teilweise in einem Meer von Schatten verschwinden.

LOW ANGLE VIEW OF BUILDINGS

3. Sucht Muster

Close-up of braided hair man hand on head
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Schwarz und Weiß passt gut zusammen mit Formen und klaren Linien: Diese Bilder sehen sehr aufgeräumt und attraktiv aus, wenn die Farben fehlen. T Tastet eure Umgebung ab nach einfachen Umrissen und deren Wiederholungen – wie zum Beispiel den Fenstern eines Gebäudes, den Pfeilern einer Brücke oder den Zweigen eines Baums, der in den Himmel wächst.

Silhouette coconut palm trees against sky during foggy weather
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4. Richtet den Fokus auf Strukturen

Midsection of woman standing against buildings
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Wenn man sich das näher ansieht: Der Begriff schwarzweiß ist ein bisschen irreführend, weil man in Wirklichkeit ja nicht tausende verschiedene Grautöne aufnimmt. Das bedeutet, dass das Auge des Betrachters sich auf die Strukturen konzentrieren kann und die ganze Tiefe darin erkennt. Strukturen einfangen bedeutet, dass Ihr eure Kamera auf Gegenstände richten könnt, die normaler Weise keine große Wirkung erzeugen: gegen das Sonnenlicht, auf den verregneten Boden, oder durch ein Fenster mit Schlieren.

Reflection of people in puddle on street during rainy season

5. Überrascht euer Publikum

Shadow of cropped hand on wall

Wenn ihr diese Regeln befolgt, bekommt ihr einen ersten Einblick darin, welche Themen toll aussehen in der Welt des Monochromen. Aber denkt dran, die besten Fotos entstehen nicht nur durch Anwendung der Regeln – sondern vielmehr dadurch, dass man sie auf kreative Weise neu interpretiert. Wenn ihre beispielsweise die Muster ausgewählt habt, versucht, sie aufzubrechen, indem Ihr eine andere Gestalt wählt. Insgesamt ist ein tolles Foto immer voller visueller Überraschungen.

Silhouette man with umbrella walking on street against building

6. Fordert euch selbst heraus

Silhouette of man photographing

Wenn Ihr Lust habt auf eine größere Herausforderung, macht folgendes: Stellt eure Kamera einen ganzen Monat lang ausschließlich auf schwarzweiß ein. Ihr werdet bald bemerken, dass dann, wenn man sich dazu zwingt, andauernd über Schwarz und Weiß nachzudenken, sich der Blick auf die Welt verändert. Die Aufnahmen, die Ihr mit Farbe gemacht hättet, macht Ihr dann nicht mehr und Ihr fangt an, den Fokus darauf zu richten, was in Schwarzweiß einen Sinn ergibt.

Auf den meisten digitalen Kameras sollte man die Einstellungen auf schwarzweiß umstellen können. Wenn Ihr Aufnahmen mit eurem Phone macht, könnt ihr entweder die Einstellung der Standard Kamera App auf schwarzweiß einstellen, oder eine der vielen Apps für Kameras verwenden, die es da so gibt. Ganz besonders gefällt uns Hueless on iOS and Lenka on Android. Diese Apps verarbeiten zwar die Bilder nicht, die schon aufgenommen worden sind, aber damit habt Ihr eine App für Kameras, die nur schwarzweiß aufnimmt, und außerdem eine unglaubliche Menge an Optionen, um das Ergebnis zu optimieren und dabei hilft, eure bevorzugte Einstellung zu finden.

Wollt Ihr noch mehr?

Wenn Ihr noch mehr Inspiration sucht zur Schwarz-Weiß-Fotografie, dann schaut mal in die zweite Ausgabe unseres Magazins: Sie trägt den Titel „Schwarz“ und ist eine Erkundungsreise von allen Gegenständen, die schwarzweiß sind.

Header image by Ferdinand